Aus dem Carnage Fanzine:
Fast vier Jahre liegt die Mini-CD ‚Mosaik’der Bremer Deather ANTAGONIST nun schon zurück. Eine ganz schön lange Zeit, in der eine Menge passiert ist, und beileibe nicht nur positives. Vor allem wenn man bedenkt, was die Jungs so alles durchgemacht haben, grenzt es schon beinahe an ein Wunder, dass es die Band noch gibt. Wir haben die Antagonisten in ihrem Proberaum-Bunker besucht, um uns über den neuesten Stand der Dinge zu unterhalten…
Dann fangen wir mal an. Erzählt doch mal was zu eurer Bandhistory!
André: Och, komm‘, das kennt ihr doch alles schon!
Näh, das muß sein… Unsere Leser kennen euch doch zum größten Teil noch gar nicht, die müssen das ja auch wissen. Ihr braucht ja nicht unbedingt jeden Kleinkram zu erzählen, ganz kurz nur, OK?
André: Also, ANTAGONIST wurde 1990 gegründet, ’94 gab’s die erste Umbesetzung, und seitdem spielen wir zusammen.
Ja, gut, schon neue Songs am Start?
André: Ihr habt ja gerade ein paar gehört.
Und, Kommentar von euch dazu? Stehen schon Namen fest?
André: Tja, die meisten Songs wurden so in den letzten Wochen vollendet, und haben dementsprechend halt noch keine Namen, sag‘ ich jetzt mal, weil unser Sänger da noch keine Texte zu geschrieben hat.
Stefan: Wir haben halt immer so die Angewohnheit, Songs anzufangen und dann nicht zu vollenden… es gibt bestimmt noch vier oder fünf halbfertige Songs von uns…
André: So passiert das dann immer, ein halbes Jahr machen wir irgendwelche Songs, fangen die an, nichts wird fertig gemacht… und dann innerhalb von vier Wochen kommt alles auf einmal, und wir stehen da und können unsere eigenen Songs nicht spielen, weil wir halt zuviel auf einmal gemacht haben, oder so ähnlich…
Wie oft probt ihr denn so die Woche?
André: Dreimal eigentlich… Also, mindestens zweimal die Woche, die dritte Probe, das kommt immer darauf an, wer kann und wer nicht…
Icke: ….bis sich die Balken biegen, hahaha!… Ohne rot zu werden! (lach)
André: Was denn?! (guckt ganz unschuldig)
Michel: Das stimmt schon, das ist schon korrekt. Gerade jetzt, wo wir fleißig sein wollen…
Was macht eigentlich euer neuer Basser, der ja heute leider nicht dabei ist?
André: Thomas meinst Du?
Genau. Wie seid ihr überhaupt an den gekommen?
Icke: Sozusagen über ANCIENT CURSE haben wir uns kennengelernt.
André: Zu der Zeit kam’s gerade, daß unser damaliger Basser Fredl ausgestiegen ist, und da war Thomas noch bei Ancient Curse, aber dort stellte sich halt raus, daß er dann doch nicht so der richtige Mann für die war, und da haben wir die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, ihn angesprochen, und er hatte dann auch Lust dazu…
Icke: Also, Thomas ist nach dem Auftritt im Modernes bei uns eingestiegen. Er hat vorher schon’n bißchen mitgeplengelt, Fredl hat dann den Auftritt im Modernes als sein Abschiedskonzert vollbracht sozusagen, und danach ist Thomas dann fest bei uns eingestiegen. Aber er hat auch noch ’ne andere Band am Start, NIGHTPORTER heißen die.
Und wie klappt’s bisher mit ihm?
Stefan: Gut.
Michel: Normal. Gibt’s nichts großes drüber zu sagen eigentlich… er kann halt nicht oft zu den Proben kommen, so wie heute, wegen seiner anderen Band.
André: Aber er ist auf jeden Fall sehr engagiert. Ist schon Ok mit ihm. Find‘ mal ’nen Basser, der zu einer Band paßt, wie z.B. zu uns, das ist sicherlich nicht einfach.
Und beim Songwriting ist er auch schon mit dabei?
André: Doch, ja, er hat einen Song, den wir gemacht haben, fertig gemacht, sag ich jetzt mal… da war er schon dran beteiligt… also, er bringt schon eigene Ideen mit ein…
Und sonst bastelt ihr alle vier gemeinsam an den Songs?
Icke: Also, der Stefan macht hauptsächlich was, dann schmeißt jeder seinen Teil vom Kuchen dazu, Andre macht mal was, Thomas fällt mal was ein, oder Michel oder mir…
Aber zum größten Teil entstehen die Sachen hier im Proberaum?
Michel: Die meisten, mmh… Der Lange hat einen Song selber geschrieben…
Und was für Bands beeinflussen euch beim Songwriting?
André: Da hat jeder seine eigenen würde ich sagen, ziemlich verschieden auf jeden Fall… Also, ich bin der DEATH-Mann…
Icke: Der Death-Mann!…hahahaha (lach) …Wir werden eigentlich von allem möglichen beeinflußt, zum Bleistift auch DEATH, aber auch so Sachen wie ICED EARTH, GRIP, oder NEVERMORE, solche feinen Geschichten halt… ganz gespickt durcheinander.
Bei eurem Sänger kommt dann noch was schwedisches dazu!?
Michel: Ich seh‘ da eigentlich keine großen Einflüsse mehr, ich denke mal, die Zeit der großen Vorbilder bzw. Einflüsse ist so ziemlich vorbei… Gut, damals, als wir angefangen haben, so als blutjunge Musiker… vor tausend Jahren… (lach) …da waren sicherlich noch Einflüsse vorhanden, aber heute…
André: Unterbewußt wird man schon beeinflußt.
Michel: Unterbewußt sicherlich, aber ich mein‘, wir haben natürlich auch schon unser eigenes Ding, was wir fahren, und da seh‘ ich nicht unbedingt, daß dort irgendwelche großen Einflüsse drin stecken.
Also macht ihr auch keine Coverversionen?
André: Wir wollen, solange wir schon Musik machen, schon einen Song covern, aber bisher haben wir uns noch nie einigen können, welchen.
Michel: Ja, wir haben uns da so ’ne nette Idee überlegt, zumindest für Live-Auftritte, aber das ist alles noch nicht spruchreif… das soll schließlich auch mehr oder weniger ’ne Überraschung werden, und deswegen werden wir mal sehen…
André: Auf jeden Fall kein Metal!
Apropos Live-Auftritte. Wieso tretet ihr nicht mal wieder auf?
André: Ich mein‘, das wäre doch scheiße, wenn wir jetzt live auftreten würden, und die Leute kommen an, und fragen: „Habt ihr denn auch was?“ Und wir können nur sagen: “ Joa, wir haben da ’95 irgendwann mal ’ne Mini-CD gemacht“ oder so..
Michel: Also, ich würde das erstmal ganz anders erklären, damals als Jörg ausgestiegen ist war das kurz nach der ‚mosaik‘, irgendwann im Frühjahr ’96… dann ist Stefan zu uns gekommen, und wir haben ihn eingespielt… und als wir halbwegs wieder soweit waren, haben wir ein, zwei Auftritte gespielt, und hatten eigentlich vor, den Nachfolger von der ‚mosaik‘-MCD einzuspielen, was dann natürlich nicht geklappt hat… Joa, dann ist Fredl ausgestiegen, weil er alt geworden war und keinen Sinn mehr darin gesehen hat, Musik zu machen… er hatte halt andere Interessen, baut jetzt lieber an Motörrädern rum…
André: Und geht auf Techno-Parties!
Michel: Mmh. Ist so gesehen natürlich schade, weil Fredl war schon ein sehr guter Basser… und natürlich auch Antagonist, weil wir schon so der fett eingefahrene Haufen waren…
Soviel ich weiß, ist auch gar kein Gründungsmitglied mehr dabei, oder?
André: Öhm… richtig nicht, nee…
Icke: Eigentlich nicht, wenn man das so sieht, Michel noch…
Michel: Nee, ja, ich hab‘ die Band aber auch nicht gegründet. Ich bin zwar aus den Anfangstagen, die Band wurde ’90 gegründet, und ich bin ’91 dazugekommen, aber… um zurück auf die Live-Auftritte zu kommen, das hatte sich dann natürlich erübrigt, weil wir so ja nicht spielen konnten…
André: Wir haben lediglich zwischendurch manchmal gespielt, ganz selten aber nur…
Michel: Ja, das ist bei uns immer sehr wenig gewesen, aber das wird sich in Zukunft auf jeden Fall ändern, weil wir hoffen, daß es endlich wieder bergauf geht, und daß halt keiner die Band vor den Aufnahmen verlassen wird. Wir haben ja vor, im späten Frühjahr irgendwann ins Studio zu gehen, und dann im Sommer die Scheibe auch live zu präsentieren, da wollen wir natürlich schon fleißig sein…
Die CD soll dann also irgendwann im Sommer rauskommen?
André: Realistischer ist eher August.
Michel: Es war halt alles sehr chaotisch nach der ‚mosaik‘, und ist nicht ganz so gelaufen wie wir das wollten. Und jetzt sitzen wir hier, vier Jahre später, reden da drüber…
Aufnehmen werdet ihr dann wohl bei Behri und Chrischan, oder?
Stefan: Wahrscheinlich. Aber der Christian wird die Hauptarbeit machen, weil ich zur Zeit ’ne Umschulung mache, und von daher wenig Zeit hab’…
Tja, dann kommen wir doch mal wieder zurück zu euren neuen Songs. Mir kommt es so vor, als wärt ihr im Gegensatz zu früher um einiges technischer geworden, was meint ihr?
Icke: Hat sich schon ein bißchen verändert mit der Zeit alles…
André: Auf jeden Fall sind die Songs, so kam’s mir vor, voll aus dem Bauch raus entstanden beim Machen, weil es auch ziemlich schnell ging das ganze…
Wie würdet ihr eure Musik überhaupt bezeichnen, das ist ja ziemlich schwierig das irgendwo einzuordnen?
André: Death Metal halt.
Icke: Death-Thrash würde ich sagen… schwierig zu betiteln das ganze… ziemlich abwechslungsreich und pendelt zwischen Death und Thrash Metal hin und her…
André: Eigentlich müßte man ’ne völlig neue Schublade für uns erfinden, weil du das halt nirgendwo reinpressen kannst…
Stefan: Aber ob das gut ist, das wird sich noch herausstellen, denke ich, weil auch gerade in der Death Metal-Szene ’ne ganze Menge Leute sehr eingefahren sind auf eine bestimmte Richtung, und die Rahmen von manchen Hörern doch recht eng gesteckt sind…
Michel: Ich hab‘ da auf jeden Fall auch schon ’ne ganze Menge „negative“ Sachen gehört, z.B. haben wir auf Konzerten CD’s verkauft, die Leute hatten uns vorher live gesehen, und da stand dann ein Punk, der hat gesagt das wär‘ ihm zu schnell und zu deathig, und dann war da halt’n richtig böser Death Metaller, dem war das ganze zu schwuchtelig… und dann haben wir damals von der ‚mosaik‘ Absagen gekriegt von einer recht bekannten Plattenfirma, die haben uns wiederum geschrieben, daß wir nicht kommerziell genug sind… das sind halt so die Antworten, die man denn von den ganzen Leuten bekommt…
Dann habt ihr damals für eure CD ja richtig Promo-Arbeit gemacht?
Michel: Doch, schon… wir haben das Teil halt selber vertrieben, aber kurz danach war ja schon der Ausstieg von Jörg, und dann lief das alles nicht mehr so, wie’s geplant war… und wie wir’s uns eigentlich erhofft hatten… alles in allem war die CD natürlich auch nicht so der Bringer damals…
Wie jetzt, von der Musik her oder der Produktion…?
Michel: So ziemlich alles eigentlich…
André: Zu dem Zeitpunkt waren wir sehr unzufrieden sowohl mit der Musik als auch der Produktion, aber wenn ich mir das im Nachhinein betrachte, bin ich doch sehr zufrieden damit. Hätte man zwar mehr draus machen können auf jeden Fall, wir sind bloß danach in so’n Loch gefallen…
Es war doch bestimmt auch wichtiger, überhaupt etwas rauszubringen, denke ich mal.
André: Genau. Ich sag mal, das war auch qualitativ voll in Ordnung, auch wenn ich damals anders darüber gedacht habe. Also jetzt hör‘ ich sie mir gerne an. Ich hab‘ sie seit langem neulich mal wieder gehört, und mich dann echt gewundert, daß das Ding doch gar nicht so schlecht ist…
Apropos: habt ihr eigentlich schon mal daran gedacht, einen Song wie etwa „Not Like That“ von der Mini auf’s nächste Album zu packen, in einer neuen Version?
Michel: Eher nicht. Meinst Du, das sollten wir machen?!
Warum nicht!? Vielleicht ein bischen schneller, vernünftig aufgenommen…
André: Schneller als auf der ‚mosaik‘ dann auf jeden Fall…
Michel: Also, die Idee hab ich schon ’ne ganze Weile, daß wir noch’n alten Song mit auf die neue Scheibe packen…
Das wäre doch gar nicht so schlecht. Ich meine, das erste Album ist jetzt bald vier Jahre her, da hat man dann als Fan noch so’n bißchen die Möglichkeit, die Überleitung zu sehen…
André: Obwohl das natürlich ein Problem wegen den neuen Songs ist, denn wir haben mittlerweile so viele neue Sachen, daß wir welche weglassen müssen, wir nehmen nicht alles neue Material auf für die CD…
Aber die Idee wär’s mit Sicherheit wert…
Michel: Meine Hoffnung ist ja immer noch, daß ich irgendwann mal ’ne Single von ANTAGONIST veröffentlichen kann… richtiges echtes Vinyl…
André: …die dann bei 50 Hardcore-Sammlern in Deutschland steht… (lach)
Michel: Na, klar, schön kleine Auflage, 100 Stück oder so… am besten in rot oder Splatter-Vinyl…
Icke: Was meinst Du, was die mal wert wird!
Michel: Natürlich. Aber das kommt bestimmt irgendwann noch…
Nächstes Thema. Wir haben jetzt die ganze Zeit über eure schlechten Erfahrungen gelabert, erzählt doch auch mal was positives… Was war denn so der Höhepunkt eurer Karriere, wenn ihr denn einen hattet?!
André: Wenn’s auch vielleicht nicht unbedingt der beste Auftritt war, aber ich würde sagen, der Auftritt im Modernes war schon ziemlich geil… von der Atmosphäre und vom Sound her… also der Sound, den die Hörer gehört haben, nicht wir oben auf der Bühne… bei uns auf der Bühne war der Sound echt schrecklich…
Icke: Ging auf jeden Fall ziemlich chaotisch ab vorher, keinen Soundcheck gekriegt und nix… das war wirklich der letzte Dreck dort… obwohl das Konzert selber spaßig war…
André: Da waren halt ziemlich viele Leute, hab‘ ich mir sagen lassen, an die 500 oder so…
Michel: Das war auf alle Fälle die bestbesuchteste „Stage-Box“ in Bremen bislang.
Icke: Also, sonst irgendwie, was ich noch dazu sagen könnte an schönen Auftritten, da war der Jörg noch dabei, und das war früher das erste Burn Out-Festival im Freiraum, das ging auch richtig ab.
André: Was auch sehr interessant war, ist das Ding gewesen wo wir in Leer gespielt haben…
Michel: Aber im Grunde genommen war einer der größten Erfolge für uns, als wir irgendwann die eigene CD in den Händen hatten, das war schon ein großes Erlebnis… so richtig von Erfolgen kann man da jedoch nicht sprechen…
André: Aber in Leer war das auf jeden Fall interessant, weil wir vor Publikum gespielt haben, die uns überhaupt nicht kannten, die hatten uns weder gehört noch gesehen vorher, und dafür sind die fett abgegangen…
Aber außerhalb von Norddeutschland seid ihr noch nicht aufgetreten, oder?
André: Ist Wolfsburg Norddeutschland? …ja, denn haben wir noch nicht außerhalb vom Norden gespielt.
Michel: Aber es lag auch, denke ich, hauptsächlich an den Fakten, daß wir nicht die Möglichkeit dazu hatten, weil diese Sache mit Jörg war, dann wieder mit Fredl… das zog sich halt immer alles ständig in die Länge…
André: Und wenn man dann gerade mal wieder soweit war, dann kam wieder irgendwas.
Michel: Das war auf jeden Fall ziemlich nervtötend. Da ist man gerade euphorisch, und wird dann gleich wieder gebremst… den Proberaum haben wir auch schon wieder gewechselt, weil wir aus dem andern ja rausgeflogen sind…
Weswegen?
André: Weil ein Bekannter von uns da reingepinkelt hat, nicht mal wir selber, das hat das Faß zum Überlaufen gebracht. Und dann durften wir gehen.
Michel: Spielt ja auch keine Rolle, auf jeden Fall kam halt sowas auch noch dazu, und das ist schon ’ne ziemliche Stimmungsbremse…
Aber zur Zeit läuft’s wieder etwas besser bei euch?!
Michel: Momentan läuft’s eigentlich richtig gut, wir haben endlich ein festes Line-up… Ich mein‘, alleine die Tatsache, daß es uns noch gibt, das ist schon, naja, wie soll ich das ausdrücken… eine Sache, die nicht ganz normal ist. Wir machen noch recht extremen Sound, und wenn man bedenkt, was damals mit dieser Welle alles für Bands aus dem Boden geschossen sind, von denen heute nur noch die professionellen übrig sind… Selbst die meisten Bands mit denen wir mal gespielt haben, und das war schon ein ganzer Haufen, davon gibt’s heute auch keine Sau mehr…
Mal was anderes, was macht ihr eigentlich so den ganzen Tag? Ich seh‘ hier grad‘ so die ganzen Playstation und Star Wars Poster an der Wand, daddelt ihr also den ganzen Tag rum und hört euch dabei den Star Wars Soundtrack an?!
André: Naja, den halben Tag… und den Rest des Tages gucken wir Arabella und Andreas Türck und so’n Zeugs… und Star Trek ist natürlich Pflicht jeden Tag, und die Simpsons…
Spielt ihr überhaupt noch in anderen Bands?
Stefan: Nö, ich hab‘ außerhalb noch genug mit der Studioarbeit zu tun, und noch ’ne Band, das wäre glaub‘ ich zuviel…
Und Du André hast da noch so’n Projekt am laufen irgendwie, hab ich gehört?
André: Ahaha, ja, ich hab‘ da so’n dezentes Nebenprojekt, wo ich halt Gitarre spiele, aber ich weiß noch nicht, wie das mit dem Gesang aussieht, im Moment macht Mumpi das noch, also der Schlagzeuger von KING CARRION, aber der hat auch so wenig Zeit… und vielleicht ergibt sich ja noch was anderes, ich hab‘ neulich mit den Leuten von METAMORPHOSIS gesprochen, wahrscheinlich fahr‘ ich da mal zur Probe hin, und fang dann dort an, Gitarre zu spielen… die sind ja momentan auch beim Neuanfang, weil sie ihren Sänger rausgeschmissen haben…
Was fällt euch denn so zu Norwegen ein?
Michel: Schönes Land, doch…
Icke: (lach) …ich bin da gezeugt worden!
Im Mai oder im April?
Icke: Äh, vorher, denk doch mal zurück, wenn ich im Mai geboren bin, sieben Monate zurück…
…(großes Gelächter)…
Icke: Ich bin ein Sieben-Monats-Kind, da brauchst du gar nich‘ so zu lachen, du Ochse!
Michel: Jaa, was wollt ihr denn wissen?
Wart ihr vielleicht schon mal da im Urlaub?
Icke: Joa… (lach)
Michel: Da kann unser Knastbruder am besten was zu sagen…
André: Die Geschichte ist eigentlich die, wir wollten damals nach Norwegen, schönen Urlaub machen, zwei Wachen inklusive kleinem Blockhäuschen und so, und unser ex-Gitarrist Jörg und ich, wir meinten uns dann ein bißchen Haschisch mitnehmen zu müssen, was wir dann auch getan haben, und dann hab‘ ich mich ein bißchen dumm angestellt, Michel auch und Jörg noch viel dümmer, und… also, Jörg sein Haschisch haben sie gleich gefunden, ich hab‘ meins denen nachher freiwillig gegeben, weil ich keine Lust mehr hatte zu warten… naja, und dann haben wir dort vier Tage eingesessen, weil wir uns halt nicht auszahlen konnten… nach vier Tagen hinter Gittern reichte das Geld endlich zum Auszahlen, und dann wurden wir des Landes verwiesen. Jetzt muß ich nur noch zwei Jahre warten, dann darf ich wieder einreisen…
Wie war’s denn so im norwegischen Gefängnis?
André: Schrecklich natürlich. Da waren keine Betten und nichts, nur so komische Gummimatratzen… Fußbodenheizung hatten die da, das war recht angenehm, sag ich mal… aber vier Tage in den selben Klamotten rumrennen, und dann nur einmal am Tag für eine Stunde auf’s Dach zum Rauchen, das war nich‘ schön…
Michel: Auf jeden Fall handelt von dieser Geschichte unser neuer Norwegen-Song „Custom Area Punks“, der wurde kurz danach verfaßt… und handelt halt über alles, was wir in der kurzen Zeit die wir dort waren, erlebt haben.
André: Die Euphorie vorher, die Nüchternheit währenddessen…
Michel: …und das Kiffen danach!
André: Ja, das war’n sehr kalter Entzug muß ich sagen… (lach)
Michel: Und wir haben uns natürlich ständig betrunken die ganze Zeit, Stefan und ich, weil wir das ganze Bier mithatten, und die hatten nichts! Von morgens bis abends haben wir uns dann halt Bier reingekippt… schließlich waren wir ja frei, da wir kein Haschisch dabei hatten…
André: Die haben dann im Auto gepennt…
Michel: Vier Tage ohne Duschen, das war herrlich!
André: …und als die beiden dann nach vier Tagen zu uns reingekommen sind, dachten wir auch nur „Oh nein! Das jetzt auch noch!“, weil die gerochen haben wie so’n Frettchen-Käfig, haha!
Apropos Frettchen, was hört ihr denn so privat an Mucke?
André: Ich hör‘ alles, von DEATH bis weiter nach oben, die neue MALEVOLENT CREATION ist auch sehr geil…
Icke: ERNST MOSCH und seine EGERLÄNDER STAGEDIVER, die Kult-Band schlechthin, haha!
Stefan: Ich hör auch fast alles, aber von den neueren Sachen eigentlich immer weniger, denn von den meisten neuen Death/Thrash-Produktionen finde ich den größten Teil langweilig, weil sich irgendwie alle gegenseitig kopieren… die 80er Jahre waren schon so meine große Zeit… aber ich hör‘ auch so Rock/Pop-Geschichten wie z.B. Alanis Morissette, oder so…
Michel: Ich bevorzuge alles was rumpelt und rappelt, alles was gut ist halt… privat zuhause hör‘ ich mir schon viel Geprügel an…
André: Er hat aber auch ’ne CD von Madonna, die neue…
Michel: PSYCHOTIC WALTZ ist sehr fett, aber ansonsten in meiner Freizeit doch eher HATE PLOW, SUFFOCATION, MALEVOLENT…
Also Musik zum Frühstück sozusagen?!
Michel: Genau. So zur Entspannung.
Und Du, Icke? Was gibt’s bei Dir zur Entspannung?
Icke: Alles mögliche halt, wie schon aufgezählt, aber z.B. auch CHANNEL ZERO, OVERKILL, DEPRESSIVE AGE, SLAYER, ENTOMBED, CARCASS, MEGADETH, EDGE OF SANITY, DREAM THEATER, QUEENSRŸCHE, dann noch ein bißchen SYMPHONY X ab und zu…
Michel: So was hör ich zum Beispiel eher weniger…
André: Oh, ich aber, also im Moment läuft das ziemlich oft bei mir, auch so Geschichten wie RHAPSODY, ENCHANT, die find ich schon ganz geil… Aber mal was anderes, was sagt ihr denn so zu unseren neuen Songs?
Fein. Ziemlich gut.
Michel: Ehrlich, oder nur so?
Nee, wirklich. Besser als die alten Sachen auf jeden Fall. Ihr habt euch schon gesteigert im Vergleich zu damals…
Michel: Aber ich werde auf jeden Fall auch auf der neuen Scheibe nicht „singen“… habt ihr eben bei der Probe was vom Gesang gehört?
Joa, so’n bißchen.
Michel: Genauso wird das dann wohl auf der CD werden.
Also wieder wie Johnny.
Michel: Findet ihr?
Doch, schon, es klingt halt manchmal ähnlich wie auf der ersten…
André: Also, ich würde eher sagen wie… wenn ich seinen Namen nicht immer vergessen würde… komm helf mir eben…
Michel: Sprech es aus.
Icke: Martin van Drunen!
André: Genau!
Icke: Aber das beste war noch gewesen, in Apen, wo wir unsern letzten Auftritt hatten und den ersten mit Thomas, da kam ein Typ zu Michel, und hat gesagt: „Ey, Du hast voll die geile Stimme, Du singst wie Geoff Tate von Queensrÿche“… das war der größte Knaller überhaupt!
…(Gelächter)…
Michel: Also, ich glaub‘, in den ganzen Jahren wo wir live aufgetreten sind, da bin ich schon mit ’ner ganzen Menge von Death Metal Sängern verglichen worden… was ich natürlich auch nicht schlecht finde, aber wenn jedesmal einer sagen würde, du hörst dich an wie Johnny, und das jedes Mal, dann wär’s vielleicht nicht so interessant, aber wenn man bei jeden Auftritt mit irgendjemand anders verglichen wird, das hat schon was… Und wo wir nochmal bei Musikgeschmack sind, das sind natürlich die Scheiben, die man sich heute zwar nicht mehr allzu oft anhört, aber wenn sie ausgegraben werden, dann richtig… und das sind halt eben unter anderem die ASPHYX-Sachen, oder generell wo Martin van Drunen mit drauf war, wie alte PESTILENCE… ich finde halt schon, daß er einer der genialsten in diesem Bereich damals war… genauso wie die alten UNLEASHED und Johnny, das war auf alle Fälle früher ein Einfluß auf meinen Gesang, und ist wohl auch irgendwo ein Stückchen hängengeblieben…
Also wart ihr auch am Anfang, als ANTAGONIST gegründet wurden, stark vom Death Metal beeinflußt worden?
Michel: Das wohl definitiv. Als wir angefangen haben, da waren ja nur Jörg, Christoph unser alter Sänger, der andere André, der ja nicht mehr unter uns weilt, und die haben sich wirklich nur Gerappel angehört, und dann natürlich auch versucht, etwas in der Richtung zu spielen.
André: Immolation ohne Ende. Andre hat nur IMMOLATION gehört… „Ich kann die ganze Immolation-Scheibe nachspielen, tacka-dacka-tacka-tacka-tack-tack“… (lach)
Michel: Ich kann mich noch daran erinnern, wo ich eingestiegen bin, das war ja noch ziemlich zur Gründungszeit um ’91… im Prinzip war’s natürlich nichts, weil keiner konnte sein Instrument richtig spielen, aber trotzdem hatte es halt was, wie eben so’ne Band entsteht, denke ich mal… so war das damals… zu der Zeit war ich ja auch noch nicht der Sänger, da hab ich noch Bass gespielt…
Und was ist mit den andern Gründungsmitgliedern passiert, warum sind die nicht mehr dabei?
Michel: Wir haben die wegen Unfähigkeit rausgeschmissen. Und daß ich zum Gesang gewechselt bin, das ergab sich dann so mit der Zeit, ich hab zu Anfang erst dezent den Background gemacht, und dann hatten wir natürlich keinen Sänger nachdem Chris weg war, und als wir dann ein halbes Jahr später immer noch keinen Sänger hatten, hab ich dann gesagt, ich mach‘ das…
André: Als ich eingestiegen bin, da hast du noch gebasst, und du konntest ja nicht mal deinen Bass selber stimmen, und dann haben wir dir nahegelegt, ob du nicht lieber singen willst…
Michel: Wahrscheinlich wär‘ ich heute ein besserer Basser, wenn ich weitergemacht hätte.
André: Na, das bestimmt. Wäre ja traurig, wenn nicht.
Michel: Aber ich denke, das mit dem Gesang war schon die bessere Wahl, glaube ich…
Sind eigentlich von ganz früher noch Songs auf der Mini-CD mit drauf?
Michel: Nee, von den Songs die wir damals aufgenommen haben, da waren die ältesten von ’93…
André: Ich hab‘ neulich noch ’ne geile Kassette wiedergefunden von ANTAGONIST in der alten Besetzung halt, und… ooh, oh, kultig, kultig auf jeden Fall…
Die könnt ihr dann ja auf die B-Seite von der Single packen, wenn sie denn mal erscheint.
Michel: Das wäre auf jeden Fall gut möglich.
Wir danken euch für dies aufschlußreiche und interessante Gespräch, und hoffen, daß die CD endlich mal erscheint (vorm Wacken wäre schon cool), ansonsten macht’s gut Jungs. Wir sehen uns nächstes Jahr zum 10-jährigen!